Frida Orupabo, Omega, 2021 © Frida Orupabo, Foto: Carl Hendrik Tillberg, Courtesy: Frida Orupabo und Nordenhake Berlin / Stockholm / Mexiko City

Sprechende Körper

Redaktion Gretta Bott
Redaktion Gretta Bott

Diese Ausstellung schockiert und regt damit zum Nachdenken über Körperdarstellungen, Rassismus und Ignoranz in der Werbung an. 

Die Ausstellung «Talking Bodies» zeigt im Museum für Gestaltung eine riesige Auswahl an Plakaten aus über 100 Jahren Werbegeschichte. Das ist grafisch interessant, aber nicht nur. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Körpern und unserer Rezeption dieser Darstellungen im Wandel der Zeit.

Wer den Raum betritt, ist zunächst wahrscheinlich überfordert. Über und über ist der Raum mit Plakaten behangen. Von allen Seiten grinsen sie die Besucher:innen an. Und fast scheint es, als hätte jemand unseren täglichen – bewussten wie unbewussten – Werbekonsum ausgedruckt und an die Wand gepinnt.

Die Ausstellung im Museum für Gestaltung wertet nicht. Das wird den Betrachtenden überlassen. Und so sind staunende Blicke, Kopfschütteln oder gar Entsetzen keine Seltenheit während des Besuchs. Gezeigt wird nämlich vor allem der europäische und somit weisse Blick auf die Umwelt und die Mitmenschen. Und beim genauen Betrachten kommen schnell viele Fragen auf: Sind Werbungen im Kontext ihrer Entstehungsgeschichte zu betrachten und entschuldigen? Welche Stereotypen galten 1923, 1969 oder gelten heute? Warum sind auf vielen Werbungen junge, weisse Frauen zu sehen? Warum sind alte Menschen immer gebrechlich dargestellt und was hat eine Schuhputzcreme mit einem Schwarzen Kind zu tun? Wer verantwortet Werbung? Hat auch das Publikum eine Mitsprache, indem es konsumiert, obwohl die Werbung grausam ist (als Beispiel wird hier die Benetton-Werbung der 90er-Jahre herbeigezogen, die mit schockierenden Pressebildern von Leichen und massiv überlasteten Flüchtlingsschiffen arbeitete)?

«Talking Bodies» regt zum Diskutieren an. Schon nach fünf Minuten besprechen ich und meine Begleitung die Poster und diversen Ausstellungsstücke oder kommen an einer interaktiven Station, bei der die Besuchenden die Instagram-Zensur kennenlernen, ins Gespräch mit anderen Gästen.

Dauer: ca. 1.5 bis 2 Stunden

Für: Die Ausstellung ist für alle spannend, natürlich aber besonders für Menschen, die im Marketing tätig sind. Die Ausstellung ist auch mit Kindern machbar, dann sollte sie aber unbedingt begleitet sein, da diskriminierende und schockierende Bilder zu sehen sind.

Tipp: Zu zweit oder mehr lässt's sich schöner diskutieren.

Von Gretta Bott am 11. Januar 2024 veröffentlicht.

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