«Was wir debattieren, soll auch intern geprüft werden»

Das Karl der Grosse debattiert zur Zeit das Thema Chancen. Dabei nimmt sich auch das Haus selbst unter die Lupe, so Leiterin Fabienne Schellenberg.

Fabienne Schellenberg, wie kamt ihr darauf, einen Fokus auf das Thema Chancen zu legen?

In unserem Haus nehmen wir gesellschaftliche Phänomene und Themen auf, die die Bevölkerung beschäftigen. Ursprünglich wollten wir ein Podium zu unserem Herbst-Fokus «Ressourcen» zum Thema Chancenungleichheit organisieren, aber als wir uns näher damit beschäftigten und zu recherchieren begannen, wurde uns klar, dass es viel zu umfangreich und wichtig ist, um es einem einzelnen Podium zu behandeln. Deshalb haben wir uns entschieden, uns den ganzen Frühling und darüber hinaus mit diesem Thema zu beschäftigen.

Ihr lasst euch während dieser Zeit von Expert:innen begleiten. Weshalb war es euch wichtig, auch im Karl selber hinzuschauen?

Mir ist wichtig, dass alles, was wir nach aussen kommunizieren und öffentlich debattieren, auch intern in unserem Team und in unserem Haus diskutiert und geprüft werden sollte. Gleiches galt zum Beispiel auch für den Fokus «Ressourcen», wo es darum ging, unsere Ressourcen energiesparend und effizient zu nutzen, sei es in Bezug auf Energieverbrauch oder personelle Ressourcen.

Was habt ihr in diesem Prozess bisher gelernt?

Als soziokulturelle Institution, die den Auftrag hat, für alle Menschen zugänglich zu sein, haben wir erkannt, dass ein Teil der Bevölkerung aufgrund verschiedener Barrieren gar nicht zu uns kommen kann. Dies möchten wir ändern.

Wo gibt es denn Verbesserungspotential?

Wir haben vor allem erkannt, dass wir noch viel lernen und auf vielen Ebenen arbeiten müssen, um unser Ziel, ein inklusives Haus zu sein, zu erreichen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, so wie unser gesellschaftlicher Wandel auch. Unser denkmalgeschütztes Haus aus dem 8. Jahrhundert stellt uns vor bauliche Herausforderungen, die wir angehen müssen. Auch wenn wir deshalb nicht alles umsetzen können: Ein Beispiel für etwas, das wir nächstens tun, ist der Kauf eines rollstuhlgerechten Lifts für die Bühne. Wir haben auch erkannt, dass unsere Signaletik unzureichend ist. Und dass wir eine gendersensible und barrierefreie Kommunikation umsetzen müssen, damit alle Menschen gleichermassen von unserem Haus profitieren können – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Bildung, sozialem Status oder Behinderung.

Wo seid ihr schon gut?

Es freut uns, dass viele Menschen unsere Diskussionen und Debatten via Livestream von zu Hause aus verfolgen. Dies ermöglicht es Menschen, ohne physische Anwesenheit am Geschehen teilzunehmen, was besonders für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen wichtig ist. Wir haben dafür bereits sehr positive Rückmeldungen erhalten.

Beim ersten Podium zum Thema Chancengerechtigkeit hast du in deiner Begrüssung darauf hingewiesen, dass im Karl diskriminierendes Verhalten nicht toleriert wird und dass du, wenn nötig, zur Durchsetzung dessen auch persönlich Menschen aus dem Haus begleiten würdest. Warum war dir diese Botschaft wichtig?

Grundsätzlich tolerieren wir bei uns im Haus kein diskriminierendes Verhalten oder diskriminierende Äusserungen. Es ist wichtig, dass wir als Institution aktiv gegen Diskriminierung vorgehen und uns dafür einsetzen, dass jeder Mensch bei uns im Haus respektvoll behandelt wird. Wir sind auch dabei, klare Regeln und Massnahmen gegen diskriminierendes Verhalten zu erarbeiten und umzusetzen, damit wir einen respektvollen Umgang in unserem Haus gewährleisten können.

Welche drei Veranstaltungen der kommenden Wochen und Monate möchtest du den Leser:innen von KulturZüri besonders ans Herz legen?

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Karl der Grosse

«Wir müssen reden»

Buchvernissage und Diskussion von und mit Islam Alijaj

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On-Demand

Karl der Grosse

Hilfe: Wie und warum?

Panel zu Chancengerechtigkeit und Existenzsicherung in der Stadt Zürich

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Karl der Grosse

Café Chance

Niederschwelliges Beratungsangebot zu verschiedenen Themen

Von Gabriella Alvarez-Hummel am 27. April 2023 veröffentlicht.

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